To be(come) or not to be(come) a Bachelor, Master or PhD? – That is the question

Viele Studierende der Life-Science-Fächer reflektieren immer und immer wieder über die Frage, welcher Studienabschluss das beste Fundament für ihre zukünftige Berufslaufbahn darstellt. Manch einer fühlt sich dabei fast schon so zerissen wie Shakespeares Hamlet, den sein innerer Konflikt zwischen dem Wunsch, den Tod seines Vaters zu rächen und der Hinterfragung seiner selbst in die Handlungsunfähigkeit treibt. Wir wollen heute die verschiedenen Abschlüsse miteinander vergleichen und ein buntes Bild der Möglichkeiten verschiedener Karrierechancen aufzeigen. Es besteht nämlich kein Grund zur Handlungsunfähigkeit aus Panik vor der falschen Entscheidung, denn es führen nicht nur viele Wege nach Rom, sondern auch viele Studienoptionen zum Traumjob.

Ich bin 45 Jahre alt, promovierte Biologin, geschäftsführende Gesellschafterin eines Unternehmens und Mutter zweier erwachsener Söhne im Alter von 24 und 22 Jahren. Oft sagen Gesprächspartner zu mir, wenn sie diese Eckdaten hören: „Wow, wie hast Du das alles denn nur geschafft? Du hast bestimmt immer alles exakt durchgeplant, sonst hätte das doch niemals funktioniert.“

Ehrlich gesagt, habe ich nichts exakt durchgeplant - auch diese frühe Mutterschaft war mir eher so passiert -, sondern in erster Linie bin ich meiner intrinsischen Motivation gefolgt und habe die Themen, Projekte und Studieninhalte verfolgt, die mir wichtig waren und für die ich mich brennend interessiert habe. Allerdings hatte ich im Alter von 23 schon 2 Kinder, war alleinerziehende Studentin mit einem 16 h/Woche Nebenjob, um mich und meine Kinder zu ernähren. Das war also ein volles Programm mit großer menschlicher und monetärer Verantwortung, so dass es ganz ohne vorausschauende Planung natürlich auch nicht ging.

Meine Kinder und ich beim Vortragen der "Weihnachtsmaus" von James Krüss während einer Kindergartenweihnachtsfeier 2003

Was denn nun: Einfach den Interessen folgen oder vorausschauende Planung?

So wie die Informationsübertragung im Gehirn durch einen stetigen Wechsel von chemischer und elektrischer Informationsübertragung stattfindet, gestalte ich meinen Lebensweg mit einer für mich passenden Mischung aus Impuls und Planung. Dem impulsiven Teil lasse ich freien Lauf, wenn es um die Festlegung der Themen, Interessensgebiete und (Lebens-)Projekte geht. Der planerische Teil übernimmt die Führung, wenn dann die erfolgreiche Umsetzung sichergestellt werden muss.

Auch bei Lebensentscheidungen, die existenziell relevant sind - wie z.B. die Fragen welcher Job in welcher Stadt oder Gründe ich ein Unternehmen oder nicht? - agiere ich sowohl impulsiv also auch planerisch. So auch bezüglich der Entscheidung, was mache ich nach der Promotion:  Da ich meine Kinder finanziell versorgen musste, war klar, dass ich direkt im Anschluss an das Auslaufen meines Promotionsvertrages, eine Anschlussstelle haben musste. Denn der Arbeitslosengeldanspruch, den man mit einer 50%-Doktorandenstelle erwirbt, ist etwas zu gering, um davon mit zwei Kindern das Leben souverän zu bestreiten. Also hat mein vorausschauender, planerischer Teil dafür gesorgt, dass ich frühzeitig angefangen habe mich zu bewerben. Mein Impuls durfte aber bestimmen, welche Position. Alle in meinem Umfeld rieten mir, dass ich „endlich“ in die Industrie wechseln müsse, damit ich „endlich“ anständig verdiene, denn ich müsse an die Absicherung der Kinder denken. Ich wollte aber unbedingt noch weiter im universitären Umfeld forschen und Postdoc an einem Institut werden, das an neurodegenerativen Erkrankungen forscht, denn die Funktionsweise des Gehirns und seine Erkrankungen waren und sind das Thema, für das ich brenne. In dieser Hinsicht ließ mein Impuls nicht mit sich verhandeln, ich wäre auch mit Kind(ern) und Kegel umgezogen, um dies zu verwirklichen - obwohl meine Kinder sehr protestierten. Aber am Ende musste ich gar nicht umziehen. Ich habe eine Postdoc-Stelle am Institut für klinische Neuroanatomie bei Professor Deller in Frankfurt bekommen. Von Mainz nach Frankfurt konnte ich problemlos pendeln. Ich war überglücklich und meine Kinder auch.

Zu diesem Zeitpunkt war es mein festes Ziel, Professorin (und am liebsten auch Nobelpreisträgerin 😉) zu werden, deshalb hatte ich ja auch für eine Promotion entschieden, obwohl das mit den Kindern sowohl finanziell als auch zeitlich sehr herausfordernd war. Während der Postdoc-Zeit revidierte ich dann aber meinen Traum, den ich insgesamt 5 Jahre lang verfolgt hatte - was wiederum zeigt - dass man nicht alles antizipieren und planen kann, manches muss man erst erleben, um zu merken, ob es passt. Wenn es nicht oder nicht mehr passt, befrage ich wieder das Team aus Impuls und Planung und beginne einfach eine neue spannende Reise – die Zukunft ist nämlich offen und gestaltbar, wenn wir uns angstfrei auf sie einlassen.

Meine Kinder und ich beim Weihnachtsspaziergang 2021

Nette persönliche Anekdote – aber nun die hard facts bitte

Der ein oder andere mag jetzt vielleicht denken, schön, dass es anscheinend bei Dir ganz gut funktioniert hat, Morna, aber deine persönliche Geschichte hilft mir recht wenig für meine eigene Entscheidungsfindung und der Kommentar am Ende deiner Story ist auch echt ganz schön „cheesy“. Kann ich nachvollziehen, deshalb schauen wir uns jetzt die Stellschrauben an, an denen der planerische Teil drehen kann, um dem impulsiven Teil bei der Verwirklichung der Jobträume zu helfen.

Zwei von vielen Möglichkeiten, die die Bachelorabschluss möglich sind

Welche Optionen habe ich mit dem Bachelor in einem Life Science Fach?

Zwei der vielen Möglichkeiten, die mit dem Masterabschluss möglich sind

Welche Optionen habe ich mit dem Master?

Zwei der vielen Möglichkeiten, die mit Promotion möglich sind

Welche Optionen habe ich mit dem PhD?

Take-Home-Message

  1. Ich empfehle eine sinnvolle Balance zwischen freiem Explorieren und Planen. Das Studium ist auch dazu da, sich eine breite Wissensgrundlage anzueignen und sich auszuprobieren. Nach und nach findet man dann heraus, welche Themen einen besonders interessierten und auf diese spezialisiert man sich dann gezielt.
  2. Da man es nie allen recht machen kann, gibt es auch nicht den einen perfekten Studien- und Lebenslauf, an den man sich einfach nur halten muss und alle bieten einem dann die Jobs an. Deshalb: Wenn man für ein Thema brennt, dann „go for it“. Durch die hohe intrinsische Motivation für das Thema wird man eine Menge lernen und auch gut darin sein. Selbst wenn es sich nicht um das industrieaffinste Thema handelt, eignet man sich genügend Wissen an, das man später transferieren kann. Fehlendes industrieaffines Wissen, kann man sich dann über außeruniversitäre Fortbildungen noch aneignen.
  3. Keine Panik, wenn man vieles zwar interessant findet, aber kein Thema oder Purpose findet, für das oder den man brennt. Prima, wahrscheinlich ist man dann Generalist und kultiviert dies, indem man sich besonders breit bildet und gut darin wird, Zusammenhänge zwischen verschiedenen Bereichen herzustellen.
  4. Und nun der ultimative Tipp: Antizipieren ist nicht dasselbe wie selbst erleben, deshalb: Ran an die Nebenjobs, Praktika, Studierendeninitiativen, Doktorandenkolloquien, Auslandssemester und außeruniversitären Kurse. Es macht unheimlich Spaß zu lernen, sich auszuprobieren und Selbstwirksamkeit zu spüren – und ganz nebenbei qualifiziert man sich damit auch für seinen Traumjob weiter.